Anatomie eines Falls

FSK 12, 152 min; Produktion: Frankreich 2023, Regie: Justine Triet; Darsteller: Sandra Hüller, Swann Arlaud, Milo Machado Graner u.a.

Samuel (Samuel Theis) fiel aus dem dritten Stock eines Chalets in den Tod. Seine Ehefrau Sandra (Sandra Hüller) war als einzige im Haus, als es passierte. Da hebt Sandra die Hand und sagt klar: "Stopp. Ich habe ihn nicht umgebracht." Der scheinbar verständnisvolle Beamte winkt ab: "Darum geht es nicht." Aber in Wirklichkeit geht es gerade darum. Denn die Autorin aus Deutschland, die mit ihrem Mann und ihrem sehbehinderten Sohn Daniel (Milo Machado Graner) in den französischen Alpen lebt, wird sich vor Gericht verantworten müssen. Ihr Kind wird als Zeuge aussagen. Es fand seinen Vater, dessen blutende Kopfwunde den Schnee rot färbte. Während des Prozesses entreißt der Staatsanawalt dem privaten Dunkel mehr über die giftige Beziehung zwischen Sandra und ihrem Mann. Was aber zweifelhaft bleibt: Kommt auch die Wahrheit ans Licht?

Die französische Regisseurin Justine Triet (SIBYL) gewann erst als dritte Frau überhaupt die Goldene Palme beim Filmfest in Cannes. Zum Erfolg mag beigetragen haben, dass sie es weder sich noch dem Zuschauer allzu einfach macht. Das Handlungsgerippe ihres Films ANATOMIE EINES FALLS scheint eindeutig: War sie es oder war sie es nicht? Doch Justine Triet kleidet dieses Gerüst kunstfertig ein. Sie lotet die Untiefen der Beziehung aus. Sie geht der Verbindung zwischen Mutter und Sohn nach. Ihr Gerichtsfilm erweitert sich zu einem packenden (Psycho)-Drama. Die Zusammenarbeit mit Hauptdarstellerin Sandra Hüller (SISI & ICH) erwies sich dabei als kongenial. Die Regisseurin schnitt den Film auf den Star aus Deutschland zu.