Liebesbriefe aus Nizza

FSK 6; 96 min; Produktion: Frankreich 2024; Regie: Ivan Calbérac; Darsteller: Thierry Lhermitte, André Dussollier, Sabine Azéma u.a.

Die ganze Familie samt Enkelkinder singt tapfer mit. Immerhin hat Annie am 14. Juli Geburtstag und François war mal General, da scheint südfranzösischer Patriotismus durchaus angemessen. Als François Marsault (André Dussollier) später den Dachboden aufräumt, findet er nicht nur ein Porträt von Charles DeGaulle. Ihm fällt auch ein Päckchen Liebesbriefe in die Hände. Da ist von einer "weißglühenden Brust" die Rede. Auch die Redewendung "explodierendes Venusdreieck" kommt vor. Was den Soldaten aus Reih' und Glied treten lässt: ein gewisser Boris (Thierry Lhermitte) war der frivole Poet. Annie zeigt sich unbeeindruckt. Das sei ja nun alles 40 Jahre her und längst verjährt. Außerdem wird das Essen kalt. François ist aber so richtig heiß, und zwar Boris auf das Thema "weißglühende Brust" anzusprechen. Was den Feldzug eines Generals aufs Feld der Ehre so schwierig macht: François ist nun auch nicht mehr der Jüngste und Boris, wenn man es genau nimmt, eigentlich ein vor allem schrulliger Kerl, auch wenn er vielleicht der Vater eines seiner Kinder sein könnte.

So schmeckt der Sommer. Regisseur Ivan Calbérac, der auch das Drehbuch schrieb, hat alle Zutaten zu der unbeschwerten Sinnesfreude LIEBESBRIEFE AUS NIZZA sorgsam vorgekostet. Die Côte d'Azur, helles Sonnenlicht, ein Hauch Familiendrama und ein Very-best-Ager-Trio das Lust und Laune auf eine Prise Frivolität hat. "Brieffreundin" Sabine Azéma darf man als kess bezeichnen, auch wenn das Wort zum letzten Mal in Mode war, als sie 25 wurde. André Dussollier gibt mit Freude und Reibeisen-Stimme den Feldherren. Die Komödie feiert fröhlich das Savoir-Vivre und einen Publikumserfolg in Frankreich. Wie unbeschwert schlendert es sich über diesen Boulevard.